Bericht (Horst)
4:30 Uhr wolkenlos, windstill, ich sitze ausgeschlafen beim Frühstück und fühle mich, als könnte ich Bäume ausreißen. Die Hausaufgaben waren gemacht, gut und kontrolliert trainiert, hart aber nicht überzogen, nichts vergessen, Tapering rechtzeitig, alles im grünen Bereich. Kaum vorstellbar, dass dieser Tag zu einem der Schlechtesten in meiner noch kurzen Triathlonlaufbahn werden sollte. Es hätte, wie sich später herausstellte, wohl an diesem Tag nicht mal für einen Bonsai gereicht. Der Hotelportier teilte mir auch noch mit: „Das Regentief kommt aus Norden und wird ca. gegen 7.00 Uhr hier sein - pünktlich, dann passt´s ja“, dachte ich.
5:45 Uhr also Abfahrt zum Langener Waldsee, dort angekommen sieht die Lage schon nicht mehr ganz so rosig aus,
Wolken, Wind und geschmeidige zehn Grad Außentemperatur.
6:45 Uhr Start der Profis und weiterer 300 Teilnehmer, die Anspannung steigt.
6:55 Uhr Einstieg für die weiteren gut 2000 Altersklasseathleten in den See, die Aufgabe war klar, möglichst weit rechts Außen einordnen, außerhalb des offiziellen Startbereiches, um nicht unter die Räder bzw. Schwimmer zu geraten.
7:00 Uhr Startschuss. Beim Versuch, dem Getümmel aus dem Weg zu gehen, wurde uns leider von einigen Kanufahrern der Weg versperrt und wir wurden in die Richtung der gesamten Masse umgeleitet. Um einer Disqualifikation aus dem Wege zu gehen, folgte also auch ich dieser Aufforderung. Hier kam es jedoch an der Ecke der äußersten Schwimminsel zu einem extremen Engpass. Diesen Pulk wieder zu verlassen, war mit einer maximalen Anstrengung verbunden. Platzangst total, immer wieder die Versuche, den Kopf aus dem Wasser zu heben um nach Luft zu ringen, mich gegen Tritte und Hiebe zu wehren, gelang nur begrenzt. Nach dem Passieren der Schwimminsel begab ich mich sofort wieder nach rechts Außen, um dort, auf dem Rücken liegend, meine Atemnot wieder in den Griff zu bekommen. Mehr schlecht als recht setzte ich nach ca. zwei bis drei Minuten meine Schwimmversuche wieder fort. Leider kam ich auch in der Folge über die verbleibende Schwimmstrecke nie mehr richtig in den gewünschten Rhythmus. Wenig hilfreich war da auch die am Vortag neu gekaufte Schwimmbrille mit der tollen Antifog-Beschichtung, die ich etwa zehn Mal abnahm, um den Durchblick einigermaßen zu behalten.
8:27 Uhr Wasserausstieg, Wetterlage etwa gleichbleibend, Wind, 11 Grad und mittlerweile auch noch Regen. Egal nachdem ich 1:25 h für´s Schwimmen im Zeitplan hatte, lag ich noch gar nicht so weit hinten. Auf dem Weg zum Rad machte ich mir bereits meine Gedanken, was nun wohl für Kleidung angemessen ist. Aufgrund der Außentemperatur war mir schnell klar, dass Socken und Regenjacke in jedem Fall die richtige Entscheidung sind. Mit dem Glauben, das Schlimmste des Tages bereits hinter mir gelassen zu haben, begab ich mich auf die Radstrecke. Hier versuchte ich nun die Erfahrungen aus den bereits bestrittenen Triathlons umzusetzen und das Rennen etwas härter wie gewohnt anzugehen.
Knapp 38er Schnitt bis ca. km 25, Strecke flach und relativ windgeschützt, fühle mich toll, der Tag kann kommen.
Dann der erste richtige Anstieg, hier wird leider sofort klar, dies wird nicht mein Tag, die Beine sind kraftlos und leer.
Auf der ersten der beiden Radrunden versuche ich mich noch dagegen zu wehren.
Anfangs der zweiten Runde kapier´s sogar ich, dass heute einfach nichts geht und beschließe,
nach dem Rad – Laufwechsel die Uhr auszuschalten und wenigstens den Marathon soweit als möglich zu genießen.
Ca. 14:20 Uhr Radende. Selbst die Regenjacke ließ ich auf der ersten der vier Laufrunden noch an, da mir, wie vielen Anderen,
der Wind und die Kälte auf der Radstrecke maximal zugesetzt hatten.
Zu meiner Verwunderung fanden trotz des schlechten Wetters relativ viele Zuschauer den Weg auf die Laufstrecke,
so dass diese alles andere als langweilig war.
Kurzzeitig warf sogar die Sonne noch einige Strahlen durch die Wolkendecke,
bevor dann auf meinen letzten ca. 7 km der Dauerregen endgültig Einzug hielt.
18:00 Uhr Einlauf auf dem Römer.
Ich warte für mein Zielfoto noch kurz auf den Fotografen, bis dieser von seiner Semmel abgebissen hat und nach
11:00:42 h kam ich letztendlich dann doch noch ins Ziel.
Dort gab´s dann eine heiße Dusche, Massage und reichlich Zielverpflegung.
Nach kurzem Aufenthalt im Teilnehmerbereich treffe ich außerhalb Christine,
die mich bereits auf der Laufstrecke mehrfach angefeuert hatte.
Auch Ihr war mittlerweile ähnlich kalt wie mir und wir beschlossen,
im strömenden Regen umgehend die Klamotten und das Rad aus der Wechselzone zu holen und uns ins Hotel zu begeben.
Fazit:
Der Schwimmstart könnte zugunsten der Teilnehmer deutlich überarbeitet werden.
Leider wird meiner Meinung nach zu viel Interesse auf einen spektakulären, statt auf einen sicheren Start der Teilnehmer gelegt.
Die Radstrecke ist bei anderen Bedingungen gut zu fahren, der Straßenbelag lässt allerdings streckenweise etwas zu wünschen übrig.
Meine Empfehlung ist, die Schrauben etwas fester anziehen und alles ankleben, was möglich ist.
Weiß ich leider erst jetzt, nach Sattel locker, Lenker locker, Ersatzschlauch verloren.
Die sehr zuschauerfreundliche Laufstecke ist bis auf die Mainbrücken flach und gut zu laufen, der Einlauf auf dem Römer ein wahres Erlebnis.
Platz 827 Gesamt, Platz 205 AK, Zeit 11:00:42 h
|